Unser Dorf
Töpchin ist ein Dorf das an einem See liegt. Der Töpchiner See ist ein typischer See der sich im Rückland der Brandenburger Eisrandlage während der letzten Eiszeit gebildet hat.
Wie die meisten Seen in diesem Bereich liegt er in einer glazialen Rinne. Diese wurde ursprünglich von Nord nach Süd durchflossen.
Die Fließrichtung änderte sich dann in die heute noch bestehende Süd – Nordrichtung um. Im Laufe der landschaftlichen Entwicklung entstanden die heutigen Verlandungsmoore.
Diese Verlandungsmoore sind gekennzeichnet von einer Torf- und Muddenlage die bis zu 3m Dicke aufweisen. Im westlichen Teil des Ortsteiles Waldeck erreicht sie aber auch deutlich stärkere Dicken.
Die Bildung umfangreicher Tonlager und Kieslager sind ein weiteres Ergebnis der durch die Natur geschaffenen, für die Menschen nutzbare, Ressourcen. Diese Ressourcen bildeten die Grundlage für die ersten Ansiedlungen. Forschungen gehen davon aus, dass die ersten Besiedlungen in der jüngeren, vielleicht sogar schon in der mittleren Steinzeit stattgefunden haben.
Der Fund einer steinzeitlichen Axt und des Fragmentes eines Bronzeschwertes zeugen davon. Beginnend mit dem Fischfang und dem Ackerbau fand eine zunehmende Nutzung der vorhandenen Ressourcen statt.
Die Landschaft wurde seit dem immer wieder stark verändert. Urkundlich erwähnt sein soll Töpchin als Tupchin im Jahre 1475 als Dorf in der Herrschaft Zossen. Dreiseitig von Wasser umgeben entwickelte sich der Ort als Sackgassendorf.
Der Amtsdesignation von 1545 zufolge hatte das 14 Hufen umfassende Dorf zu dieser Zeit einen Lehnschulzen, 13 Hüfner und 3 Kossäten. Geschichtlichen Aufzeichnungen zu folge, wurde der Töpchiner See, durch die in Motzen Mühle befindliche Mühle, künstlich aufgestaut. Diese Aufstauung soll bis in das 12.Jahrhundert zurück reichen.
Dieser Zustand wurde 1862 durch den Notte Regulierungsverband nachhaltig verändert. Die durch den Verband durchgeführten Maßnahmen haben zu einer nachhaltigen Absenkung des Wasserspiegels des Töpchiner Sees geführt. Die Senkung soll ca. 1,30 bis 1,40m betragen haben. Infolge dessen kam es zur Bildung der heute vorhandenen 3 Seen.
Dem Töpchiner Untersee, dem Töpchiner Obersee und dem Sputendorfer See. Der Postkutschenweg, die heutige Baruther Straße, tangierte den Ort und im Laufe der Zeit wurde aus dem Sackgassendorf ein Durchgangsdorf, da eine Verbindungsstraße in Richtung Waldeck ( ehemals Sputendorf ) errichtet wurde. Waldeck gehört heute zum Ortsteil Töpchin.
Anfang bis Mitte des 18.Jahrhunderts kam es dann zu einer starken wirtschaftlichen Entwicklung des Ortes. Ein in den neugewonnenen Erkenntnissen der Medizin und Hygiene begründetes Bevölkerungswachstum in bisher unbekannter Höhe und die stürmisch einsetzende Industrialisierung leiteten ab ca. 1850 eine Epoche extremen Städtewachstums ein. Damit wurden die unterirdischen Töpchiner Ressourcen wirtschaftlich interessant. Wie in vielen anderen Orten entstand in dieser Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs auch in Töpchin eine Ziegel Industrie.
Nach den in den Vorjahrhunderten durchgeführten umfangreichen Veränderungen der Gewässerlandschaft wurde nun auch der restliche Landschaftsbereich nachhaltig verändert. Es kam zu einer intensiven Ausbeutung der Tonvorkommen die zur Ziegelherstellung verwendet wurden. 1840 eröffnet die erste Ziegelei in der „Springbleiche“ und es folgen mehr als 10 weitere Ziegeleien. Töpchin wuchs zu einem ansehnlichen Dorf an.
Im Jahre 1900 sind 109 Wohnhäuser verzeichnet. Ein vielfältiger Bestand an Gewerbe entwickelt sich mit der Ziegelindustrie. In dieser Zeit werden im Ort nicht weniger als 7 Gaststätten gezählt. Dazu kommen die üblichen Gewerke wie Bäcker, Schumacher, Schmiede u. andere Gewerbe.
Der Ort erfährt eine erste Blütezeit. Die Infrastruktur wird deutlich ausgebaut. Straßenbäume werden gepflanzt und das Ortsbild passt sich dem gewonnenen Wohlstand an. 1893 geht dann ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Die Töpchiner Kirche wir errichtet.
Das Teltower Kreisblatt vermeldet dazu am Mittwoch den 22.August 1894:
„Töpchin, 21.August
Der Kaiser hat zum Kirchenbau hier selbst, wo die Hofkammer einen kleinen Grundbesitz, bestehend in Wiese, Wald und See erworben, außer den Pflichtbeiträgen noch freiwillig die Abendmahlsgerätschaften gespendet. Die Altargegenstände sind aus massiven Silber, theils vergoldet und tragen die Widmung: Wilhelm II., der Kirche in Töpchin 1894. Am 29. d. Mts soll die Kirchenweihe durch den Generalsuperintendenten D. Dryander erfolgen.“
Die am Platz der heutigen Kirche befindliche Schule wurde abgerissen. Vor dem Bau der Kirche erfolgte ein Schulneubau unmittelbar hinter der Kirche. 1890 sind es bereits 207 Kinder die die Schule besuchen. Daraus entsteht die Notwendigkeit 1901 eine zweite Schule an der Straße nach Motzen zu errichten. Das neue Schulhaus hatte 2 Klassenzimmer und Wohnräume für 2 Lehrer.
Endgültig angebunden an die große Welt wird Töpchin mit Eröffnung der Eisenbahnstrecke. Hierzu vermeldet das Teltower Kreisblatt am den 10.Juli 1895:
Amtliches!
Polizei Verordnung
Betreffend dem Verkehr auf der Kleinbahn König Wusterhausen – Töpchin. Auf Grund des § 137 des Gesetzeß über die allgemeine Landesverwaltung vom 30.Juli 1883 und in Gemäßheit der §§6, 12 und 15 des Gesetzeß über die Polizei Verwaltung vom 11. März 1850 wird im Einverständnis mit dem Herrn Regierungspräsidenten zu Potsdam ….. folgende Polizei Verordnung erlassen:
…………..
Diese Polizei Verordnung tritt mit ihrer Verkündigung in Kraft Berlin, den 2. Juli 1895
Der Landrat Stubenrauch
Des Weiteren ist in den Nachrichten aus der Provinz vom 28. November 1903 nachzulesen:
Die kurze Chausseestrecke vom Dorfe zum Bahnhof ist seit kurzem fertiggestellt.
Die breite ca.1km lange Straße macht nun einen sehr vorteilhaften Eindruck. Die Bepflanzung soll im nächsten Frühjahr mit Linden geschehen; rechtsseitig ist ein Promenadenweg vorgesehen, links befindet sich ein Sommerweg.
Zum Bau der chaussierten Straße hat die Gemeinde 20.000 M. bewilligt, den Rest der Kosten deckte der Kreißausschuß …Der einst sehr reiche Dorfpfuhl „Woschke“ genannt, den Herr Kettlitz auf 6 Jahre … gepachtet hat, ist vor kurzem auf Kosten des Pächters ausgebaggert worden. Infolge der Ausbaggerungsarbeiten - im vorigen Winter hatte das Wasser sich fast gänzlich verzogen - hob sich der Wasserstand um 2m, da neue Quellen freigelegt wurden.
Die Zeit um die Jahrhundertwende ist aber auch von einer Großmachtpolitik Deutschlands gekennzeichnet. Das militärisch genutzte Gebiet in Kummersdorf nahe Zossen wird deutlich ausgebaut. 1910 muss Töpchin dazu große Waldflächen für den Truppenübungsplatz Zehrensdorf abgetreten.
Es entstand ein Militärisches Übungsgebiet das an den Orten Kallinchen, Zossen, Baruth, Egsdorf und Töpchin seine Grenzen fand. Das Töpchiner Nachbardorf „Zehrensdorf“ musste den Belangen der militärischen Interessen in den 1930’er Jahren, da es sich innerhalb des Truppenübungsplatzes befand, endgültig weichen. Mit der Wende und dem Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht fand aber auch dieser Teil der Geschichte 1994 sein Ende.
Der Gebäudebestand in Töpchin wächst ab 1850 stetig. Beispielhaft ist hierzu der Gasthof von Karl Kleist, unmittelbar im Ortskern vis-à -vis der Kirche zu nennen. Hier wird ein Großer Saal angebaut um den Bedürfnissen nach Zerstreuung von der anstrengenden Arbeit zu entsprechen.
Der Gasthof übergeht dann in die Hände von Eduard Magdeburg und wird aufgestockt um Herbergszimmer anzubieten.
In den Städten bildete sich im angehenden 1900 Jahrhundert nun eine Bevölkerungsschicht die es sich leisten konnte ein kleines Häuschen auf dem Lande anzuschaffen. Dadurch entstand die „Kolonie“ im nördlichen Bereich von Töpchin.
Töpchin wuchs zu einer stattlichen Größe heran. 1931 zählt man 144 Wohnhäuser.
Die Ziegeleiindustrie verlor in dieser Zeit zunehmend an Bedeutung. Die landschaftlichen Wunden die beim Abbau, der Verarbeitung und dem Transport durch sie entstanden waren, wurden durch einen zunehmenden Waldbestand verdeckt.
Es etablierte sich der Begriff der „Töpchiner Schweiz“ aufgrund der entstandenen landschaftlichen Vertiefungen beim Abbau der bis zu 10m mächtigen Tonschichten. Der letzte in seinen Wurzeln auf eine Ziegelei zurück gehende Betrieb war das Töpchiner Betonwerk. Nach der Wende wurde es geschlossen.
Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einer bis zur Wende 1989 anhaltenden gegenläufigen Entwicklung. Der Sozialismus in seinem Lauf rottete die gewerbliche Kleinstruktur aus. Vielfältige Maßnahmen konnten in dieser Zeit nur durch Subbotniks (freiwilliger Arbeitseinsatz) der Bewohner durchgeführt werden. Hierzu zählt u.a. die Erneuerung der Straßenbeleuchtung, die Einbringung von Bordsteinen, die Erneuerung des Saales der Gaststätte Magdeburgs u.v.m.
Die Infrastruktur blieb in dieser Zeit aber fast völlig unangetastet bzw. die durchgeführten Maßnahmen waren von so schlechter Qualität, dass sie nicht den erhofften Bestand hatten.
Auch die individuelle Landwirtschaft kam in dieser Zeit völlig zum Erliegen. Wie bei vielen "sozialistischen Zielen" wurden, langfristig gesehen, die Weichen negativ statt positiv gestellt. Es wurde von der Substanz „besserer Zeiten“ gelebt.
Mit der Wende 1989 hat die Entwicklung des Ortes wieder ein positives Vorzeichen. Nach nun bald 33 Jahren hat sich ein, von einer zunehmenden Dynamik geprägtes, wirtschaftliches Leben im Ort entwickelt. Auch konnte, trotz in den 1990’er Jahren zurückgehenden Schülerzahlen, die Töpchiner Schule im Ort gehalten werden. Die Entscheidung, vor allem junger Eltern, sich in Töpchin nieder zu lassen oder hierher zurück zu kehren, beruht sicherlich auch auf diesem Standortfaktor. Und auch eine Kita wird es wieder geben. Die Fertigstellung ist zum Herbst 2022 geplant. Des Weiteren hat sich, das Erscheinungsbild des Ortes durch die Sanierung des Ortskerns wesentlich verbessert.
Aktuell sind ca. 920 Einwohner zu zählen. Töpchin ist wieder im Wachsen begriffen. Mit der Umwandlung, der zwischen der Kolonie (Töpchin Nord) und dem Ort Töpchin liegenden "Urlaubersiedlung", in Bauland, wurde dazu in 2018 ein weiterer Grundstein gelegt. Positiv wirkend sind auch die gewerblichen Ansiedlungen des auf dem Gebiet der ehemaligen MUNA (Munitionsanstalt) entstandenen Gewerbegebietes, die Jack Henry Farm mit ihrem Bio Hofladen und viele andere Gewerbe und Gastgeber zu nennen. Auf einer Wanderung durch die Töpchin umgebende herrliche Landschaft, hierbei ist im besonderen der Ziegeleiwanderweg zu erwähnen, kann man anschließend in das Cafe „Waldkater“ einkehren und dem leiblichen Wohl zusprechen.
Im Bereich der Kultur hat sich eine vielfältige Vereinslandschaft und kleine Kunstszene gebildet. Vereine und andere Organisationen tragen zum öffentlichen Leben des Ortes bei.
Mit 2020 begann dann eine Zeit die viele Einschränkungen, für jeden persöhnlich und für die Gesellschaft an sich, mit sich brachte. Eine weltweite Pandemie hatte alle erfasst. Sie führte zu vielfältigen Veränderungen im Miteinander der Menschen. Die sich bis dahin schon zeigenden Veränderungen in Bezug auf die Erwartungen Einzelner und der gesamten Gesellschaft an die Zukunft wurden durch die Pandemie und signifikante geopolitische Ereignisse in einem nicht erwarteten Maße gestärkt. Töpchin zeigt sich diesbezüglich aber bisher stabil. Das Ziel mit den vielfältigen Veränderungen den Menschen ein lebenswertes Umfeld zu schaffen ist dauerhaft und verlangt Anstrengungen. Nachfolgende Generationen rechtzeitig einzubinden ist dabei ein wichtiges Anliegen. Dank an Alle die dieses Ziel tatkräftig unterstützen. 2025 kann Töpchin auf eine urkundlich festgestellte Existenz von 550 Jahren zurück blicken. Eine Jubiläumsfeier steht an.
Es sind aber noch vielfältige Anstrengungen notwendig um dem Anspruch „Unser Dorf hat Zukunft“ zu erfüllen. Jede Anregung von Seiten der Besucher Töpchin’s sowie der Töpchiner Bürger selbst sind daher herzlichst erwünscht!
KRe